Oktober 2014
Wie schon Helmut in seiner Zusammenfassung schreibt: Ziel des KanuKanu Abpaddelns 2014 war der Stausee Dobra - sozusagen der kleine Bruder des Stausees Ottenstein. Der Campingplatz Dobra diente als Stützpunkt. Trotz des Schlechtwettereinbruchs und der recht unterschiedlichen Vorhersagen zeigte sich das Waldviertel heuer doch wieder von einer recht freundlichen Seite. Schon am Freitag rissen die Wolken zumindest zeitweilig auf und ein paar Sonnenstrahlen ließen die spätherbstlich gefärbten Blätter aufleuchten. Grund genug bald nach der Ankunft erste kurze Proberunden zu drehen. Das passable Wetter schlug sich auch im stetigen Strom der ankommenden Paddler nieder. Schon am Freitag war eine nette Runde beisammen, welche den Abend - dank Knuds Feuerschüssel - bei überraschend milden Temperaturen ausklingen ließ. Der Samstag brachte weitere Paddler - manche nur zu einem Tagesausflug - sowie eine gemeinsame Tour seeaufwärts bis unter die Staumauer des Ottensteiner Stausees….
Dies alles ist richtig, und ich kann es nur bestätigen. Wir hatten das Glück dass auch meine Eltern mit ihrem Wohnbus zum Treffen kamen, und durften so in einer warmen Unterkunft schlafen.
Meine Geschichte von diesem Tag sah ein wenig anders aus, als die von Helmut. An jenem etwas nebelverhangenen Samstag haben Kennet und ich unser Boot beladen, und aus mir im Nachhinein nicht mehr ersichtlichen Gründen haben wir unsere eigene Richtung eingeschlagen. Frei nach unserem Motto „May you paddle thru life with the wind at your back…“ sind wir ganz einfach den Stausee hinauf gepaddelt. Anfangs recht zügig, da es nicht wirklich warm war. Aber schon nach kurzer Zeit waren wir von der Herbststimmung gefangen. Bunte Bäume am Ufer, kaum Wellengang, und die absolute Ruhe. Einfach schön. 200 Meter oberhalb der Staumauer haben wir angelandet und sind den Weg hinauf geschlendert. Bis über die Knöchel in gelben Ahornblättern versinkend, war dies ein schönes Herbsterlebnis. Auf der Staumauer haben wir eine Weile über die Kraft des Wassers philosophiert, und den Kräften des Menschen der immer einen Weg findet, jede Naturgewalt zu bändigen. Solange bis diese Natur sich eines Tages nicht mehr gegen ihn stellt und einfach aufgibt. Dies wird der letzte Tag des Menschen sein, während sich die Natur wieder erholen wird. Ein interessanter Ansatz…
Nachdem wir wieder im Boot waren paddelten wir zurück zur Burg. Wir legen an und besteigen den Hügel. Der wilde Wein leuchtet im schönsten Rot. Die Burg steht mächtig, aber verlassen da. Wir gehen rundherum und machen Fotos. Schon recht beeindruckend. Am Rückweg merken wir dass die Sonne raus kommt und es wärmer wird.
Wir paddeln zurück. Vorbei am Campingplatz in Richtung Oberlauf. Der Wind ist nicht sehr stark und Kennet paddelt recht ordentlich. Mir wird auf einmal bewusst, dass er kein Kind mehr ist. Wir reden nicht allzu viel. Er redet nicht sehr viel. Weniger als ich, und auch ich bin nicht als besonders gesprächig bekannt. Egal. Es tut mir gut mit meinem Sohn diese Tour zu machen. Wir genießen die Aussicht und das Abenteuer einen neuen See zu befahren, den wir nicht kennen. Wir paddeln durch eine Engstelle und wie sich später heraus stellt, war dies auch der kürzeste weg. Dann reden wir über ein paar interessante Themen und mir wird wieder bewusst wie schnell die Jahre vergangen sind. Im reifen Alter von 8 Monaten war Kennet erstmals beim Anpaddeln dabei, dann immer wieder. Viele Anekdoten gehen mir durch den Kopf. Und alles erscheint mir ob es gestern war. Verdammt, wie schnell doch die Zeit vergeht.
Als wir dann schön langsam das Ende des Sees erwarten, paddeln wir um eine Linkskurve und sehen einige unserer Boote am gegenüber liegenden Ufer. Ja, dort stehen unsere Freunde und einige der anderen Mitpaddler. Sie sehen etwas eingefroren aus und sind gerade dabei die Boote wieder zu besteigen. Wir legen gar nicht an und paddeln dann gemeinsam mit einigen anderen den See weiter hinauf. Dann ist endlich Ende. Eine Art Tunnel und ein Schild erklärt uns, dass man nicht weiter hinauf fahren darf. Irgendwo da vorne ist die Mauer des Ottensteiner Stausees. Wir wenden und paddeln zurück. Es kommen uns noch immer langsamere Boote entgegen. Irgendwie ist mir heute nicht nach gesellschaftlichem Paddeln und wir legen ein rasches Tempo vor. Bald haben wir die anderen abgehängt. Trotzdem bleibt Zeit für Pausen und Fotos. Irgendwann begegnen wir Jürgen. Er hat mit seinem Drehwurm hart gegen den Wind anzukämpfen. Wir plaudern eine Weile und paddeln dann rasch zurück. Immer noch fasziniert von den Farben des Herbstes.
Zurück am Campingplatz treffen wir auf Joe und seine Familie. Uschi und Sohn sind auch da. Es tut gut seine Freunde von Zeit zu Zeit wieder zu sehen. Und ich kann fühlen, diese Paddlergruppe ist irgendwie eine Familie, und wir sind Teil davon.
Ich freue mich auf unseren nächsten Ausflug.