Eine breite Bucht zieht uns an und wir können sehen, wie sie sich gegen Westen hin rasch verjüngt. Die King’s Bay wie sie auf der Karte heißt ist der Einfluss des King’s Creek. Ein Bach der kaum 2 Kilometer lang und sehr flach ist, und der den Middle Saranac Lake weiter oben zum Lower Saranac Lake her entwässert. Bald erreichen wir den Mündungstrichter des Baches, und da die Strömung zu schnell ist, und das Flussbeet zu seicht, landen wir an und machen eine Pause. Ein Blick durch den hier recht offenen Wald den Bach hinauf, verrät dass er in diese Richtung sicher nicht befahrbar ist. Also erst mal Pause und ein Bier genießen. Dabei kommen wir im Gespräch auf das Thema wie es wohl die Pelzjäger der vergangenen Jahrhunderte geschafft hatten, die Flüsse rauf zu paddeln. Mächtige Flüsse wie der Missouri, der St. Lorenz, der Attabasca, der Mackenzie, oder der Yukon. Teilweise mit vereinigter Paddelkraft, aber sehr oft auch mit dem Boot am Seil und vom Ufer aus ziehend. Oder mit dem Boot auf den Schultern Stromschnellen und Wasserfälle umgehend. Dies erinnert mich an eine kleine Geschichte die ich mit Freund Mario vor einigen Jahren in den Boundary Waters erlebt hatte.
Wir mussten mit dem Kanu von einem See in einen anderen paddeln, die fast ineinander übergingen. Der Unterschied war vielleicht nur ein halber Meter Seehöhenunterschied. Ein breiter Bach, sicher nicht länger als 50 Meter entwässerte den einen See zum anderen hin. Aussteigen und umtragen war kein Problem. Aber wir wollten das Stück einfach hinauf paddeln. Also Anlauf und mit vereinten Kräften in die Strömung. Dies ging auch ganz gut, bis zur engsten Stelle. Da war dann unsere Kraft zu Ende, und unweigerlich trieb uns die Strömung wieder zurück zur Ausgangsposition. Aber man lernt dazu und hat sich die Strömungen genau gemerkt. Also eine kleine Runde zum verschnaufen, und dann mit Höchstgeschwindigkeit auf den Übergang zu und erst im letzten Moment voll in die Strömung drehen. Dann ein wilder Kampf – Muskelkraft gegen Wasserkraft. Wie ein Pfeil bewegt sich das Osagian in Richtung oberes Ende des Durchlasses. Schnell nimmt die Geschwindigkeit des Bootes ab. Endlich sind wir wieder an der Stelle, an der wir kurz zuvor aufgegeben hatten. Diesmal jedoch geben wir unser Letztes, mit dem Wissen die Kraft für einen weiteren Versuch nicht mehr zu haben. Ruckartig bewegt sich das Boot Zentimeter weise nach oben. Und plötzlich war die Strömung fort und das Boot im oberen See. Als wir uns umdrehten konnten wir kaum glauben, wie viel Kraft und Energie notwendig war, um dieses kurze Stück herauf zu paddeln.
Genau an dieses Erlebnis musste ich denken, als wir gedankenverloren am Ufer des Lower Saranac Lake die Sonne und Landschaft der Adirondacks genossen.